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Als dritte Quelle der Identität befassen wir uns heute mit der programmierten Identität.

Programmierte Identität ist sozusagen das Resultat aus dem, was andere Menschen denken, wer du bist bzw. in der Zukunft werden wirst. Du wirst dich dementsprechend verhalten.

Programmierte Identität

Vor vielen Jahren, als ich noch ein kleiner Mensch war, konfrontierte meine Mutter mich mit zwei ganz klaren Eigenschaften:

  1. Ich war cleverer als andere
  2. Ich war ziemlich unordentlich

Später verstand ich, dass dies eine ganz natürliche Haltung meiner Mutter war, um aus mir einen selbstbewussten und ordentlichen Erwachsenen zu machen – zumindest aus ihrer Sicht.

Nach Jahren dieser Konfrontation, wuchs ich mit der Gewissheit auf, dass ich eine unglaubliche Brainpower habe, wusste aber zeitgleich, dass ich einer der unordentlichsten Menschen auf diesem Planeten war. Das Feedback meiner Mutter hatte mich programmiert – schließlich war Sie bis zu diesem Zeitpunkt mein wichtigster Berater in Sachen Erziehung und Lebensvorbereitung.

Es dauerte bis in die Teeniezeit, als ich verstand, dass Menschen sich konstant verändern.

So begann ich zu verstehen, dass ich:

  1. gar nicht so clever bin, wie ich dachte und
  2. ich auch ziemlich ordentlich sein kann

Zu dieser Zeit war ich vollkommen schockiert! Richtig schockiert! Ich musste feststellen, dass meine Mitschüler tatsächlich auch Mütter und Väter hatten, die ihnen erzählt haben, wie clever sie sind.

Zu allem Überfluss schienen diese auch noch intelligenter zu sein als ich…

Das klingt alles ein wenig negativ, aber selbst in ihrer extremsten Form hat die programmierte Identität Positives zu verbuchen.

Ein Beispiel:

Die Ausbilder des amerikanischen Marine Corps schaffen es innerhalb kürzester Zeit die Identität der Rekruten zu re-programmieren. Die Soldaten werden darauf trainiert, sich nicht als Individuum zu sehen, sondern als Teil einer Einheit.

Das beliebte Marine-Tattoo „Semper Fi“ steht genau für diese Form der Einheit. Die programmierte Identität ist der Grund, warum verwundete Soldaten nach Genesung wieder zurück zu Ihrer Einheit möchten – sie sind Teil von etwas größerem als Sie selbst. Darauf wurden sie trainiert und ausgebildet. Die Einheit ist der Kern ihrer Identität.

Die programmierte Identität hat jede Menge Quellen. Sie wird beeinflusst von der Umwelt, in der wir uns befinden. Im späteren Leben kommen zusätzliche dieser Quellen hinzu:

  • Unternehmen, in denen wir arbeiten
  • Sektoren, in denen wir angestellt oder selbständig sind
  • Freunde, denen wir vertrauen

Ich las einmal in einem Artikel: „Wenn alle um dich herum Raketen-ingenieure sind, so ist es sehr wahrscheinlich, dass du auch einer wirst“

Es gibt ein gutes Statement von Benjamin P. Hardy: „Du bist die Schnittmenge der fünf Menschen, mit denen du die meiste Zeit verbringst.“

Ich traf vor kurzem einen alten Bekannten aus der Grundschule, der auf Heimatbesuch war. Nach unserer gemeinsamen Schulzeit studierte dieser in Frankfurt am Main und nahm auch dort seinen ersten Job an. In diesem Sektor (Börse) ist er heute noch immer zu Hause. Ich habe noch nie vorher solch eine Veränderung der Persönlichkeit erlebt….

„Es ist das Umfeld“ beschrieb er mir als Grund dafür. „Bei uns ist jeder hinter dem schnellen Geld her und dafür tun wir alles, was nötig ist“.

Als ich ihn auf seinen Wandel ansprach, widersprach er mir nicht…

Er gab sich selbst einen Freifahrtschein für seinen Wandel – „Es ist das Umfeld“

Er nutzte sein Arbeitsumfeld aus Ausrede für seine Programmierung.

Manchmal nutzen wir gerne unser Umfeld als Ausrede für unser Verhalten. Ich hatte beruflich mit einem Mann aus Frankreich zu tun. Wir sprachen über das Projekt, an dem wir beide arbeiteten und einigten uns auf die nächsten Schritte. Wir vergaben gemeinsam Aufgaben für jeden von uns, die wir in der Folgewoche erledigt haben wollten. Ich setzte ein Follow-up Meeting für den Donnerstag der nächsten Woche, 10:00 Uhr, auf – er akzeptierte.

Der Termin war gekommen. Ich saß 25 Minuten alleine in dem Meetingraum und niemand war erschienen. Als ich gerade gehen wollte, kam er zur Tür herein.

Ich fragte wo er denn gewesen sei?! Er antwortete, ob ich nicht wüsste, dass Franzosen um 10:00 Uhr immer ihr zweites Frühstück einnahmen?

„Patrick, ich weiß nicht ob du schonmal mit Franzosen zusammen gearbeitet hast…“ sagte er.

Ich unterbrach ihn und sagte, dass ich schon mit vielen Franzosen zusammengearbeitet habe, mir aber so etwas noch nie passiert sei! Bitte benutz nicht deine Herkunft für dein Fehlverhalten – Napoleon kann nichts dafür!

Mit den Jahren hört man viele Ausreden für Fehlverhalten:

  • ich war ein Einzelkind und habe immer alles bekommen…. (die bösen Eltern)
  • ich bin nicht zu dick, weil ich mich falsch ernähre, es sind die Gene… (die bösen Gene)
  • ich bin hier, um Profit zu machen…. (die böse Strategie der Firma)

Fazit:

Zu einem gewissen Zeitpunkt in unserem Leben, etwa wenn das böse Leben uns mal wieder einen Streich gespielt hat, (wie z. B. bei einer Beförderung übergangen werden, wegen unseres Verhaltens gekündigt werden, oder die vierte Ausbildung platzt) sollten wir uns die Frage stellen, ob unsere programmierte Identität wirklich Schuld an all dem ist.

Das ist dann hoffentlich der Zeitpunkt, an dem wir unser Verhalten hinterfragen, aufhören, in die Vergangenheit zu schauen und auf andere zu hören.

Dann sollten wir anfangen, unsere Identität selber zu erschaffen! Wie ihr das macht? Der Artikel zur erschaffenden Identität erscheint nächste Woche! Bleibt neugierig!

Freut euch drauf! Das Leben ist gut!

Patrick vom Zukunfts-Ich Team

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